Kunstpavillon

Der Kunstverein Kreis Gütersloh zeigt in Kooperation mit dem Kreis Gütersloh 13 Ausstellungen im Kunstpavillon.

50 Jahre Kreis Gütersloh – 13 Kommunen – 13 Künstlerinnen und Künstler.
In einem eigens für dieses Projekt gebauten Glaspavillon, der über dem Wasserlauf des Kreishauses steht, wird jeden Monat eine neue Ausstellung aktueller Kunst von ortsansässigen Künstlern präsentiert.

 

Aktuell

Melanie Körkemeier

„Ich bleibe beim Wasser“

Die Künstlerin Melanie Körkemeier hat in ihrer Malerei den Ansatz, meist rechtwinklige Flächen und Farben in einen Dialog zu bringen. Es geht um kompositorische 
Fragestellungen und den Versuch, mit größtmöglicher Reduktion eine bildnerische Spannung zu erzeugen. Ziel ist es, mit einem sehr zurückgenommenen malerischen Vokabular auszukommen.

Die Arbeiten sind klein- bis mittelformatig, mit Acryl- und/oder Ölfarbe auf Leinwand oder Holz gemalt.

Im Kunstpavillon werden die Arbeiten installativ, in mosaikförmiger Anordnung als Bodenarbeit präsentiert. So treten sie mit dem Gefache der Pavillonkonstruktion in einen Dialog.

Karl-Heinz Reichhardt

„Verbunden. Vernetzt. Und in der Mitte der Mensch“

Die Rauminstallation des Künstlers thematisiert die Bedeutung von Kunst und Kultur als Kristallisationskern für Kommunikation und Interaktion in Politik und Gesellschaft. Die zentral angeordnete Menschengruppe, bestehend aus vier lebensgroßen Paaren stellt das menschliche Individuum in die Mitte eines eng verflochtenen und vernetzten Raumes. Sein Beitrag gibt keine Antworten, sondern regt zu Fragen an, die sich mit dem Stellung des Individuums innerhalb seines zunehmend vernetzten politischen und soziokulturellen Umfeldes beschäftigen.

Grischa und Rose Lichtenberger

„Der Raucher und die Luftmatratze“

Der Künstler Grischa Lichtenberger inszeniert eine Skulptur seiner bildhauerisch tätigen Mutter Rose Lichtenberger.
Auf einer Luftmatratze liegt die massive Holzskulptur „Der Raucher“ von Rose Lichtenberger. Mittels einer Pumpe hebt die Luftmatratze gemächlich den schweren Holzkörper der Skulptur an. Eine Schaltuhr deaktiviert die Pumpe nach einer Zeit und die Luft strömt wieder heraus, sodass wir an etwas Lebendiges erinnert werden. Aber auch metaphorisch reflektiert die atmende Bewegung den „Raucher“: schnaufendes Inhalieren und genüssliches Ausatmen. Vielleicht erinnert die Szenerie auch an einen Raucher, der auf einer Luftmatratze eingenickt ist und mit der brennenden Zigarette unbemerkt ein Loch in sie gebrannt hat.
In den letzten Jahren haben Rose und Grischa Lichtenberger einige Male kooperiert, wobei der Sohn die Skulpturen seiner Mutter mit einem witzigen, verschmitzten Blick neu inszeniert und interpretiert.

Ulf Strippelmann

„Together against each other“

„Noch nie war sich Europa so einig wie darin, in der Frage der Flüchtlingspolitik keine Einigung erzielen zu wollen! Einigkeit gibt es nur im gemeinsamen Wegschauen. Meine Installation: Im Trockenen und Warmen blockieren sich, stellvertretend, zwei Parteien und ignorieren was draußen, hinter ihrem Rücken passiert.“

Materialien Betonguss, Holz, Hanfseil, Kunststoffguss, Metall

Marvin Knopf

„Sie sind gelandet“

Marvin Knopf zeigt in der Ausstellung abstrakte Kreaturen, die mit der Technik der verlorenen Form aus Polyurethan-Gießschaum gefertigt sind. Die Plastiken orientieren sich an Formen der menschlichen Bewegung, sie recken sich empor, kauern, fallen in sich zusammen. Quietschend Bunt kommen sie daher, versehen mit Malen aus Farbe und Papierfetzen, wobei sich die äußere Gestaltung stark an der malerischen Arbeit des Künstlers orientiert. 

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Johannes Laurin Fischer

Zu Derrida und dem Gedanken der Dekonstruktion

Die Objekte, die ich mit bemalter Leinwand hergestellt habe, haben einen längeren Prozess von Aufbau und Destruktion, von Werden und Vergehen erfahren. So liegen dem oben gezeigten Objekt „Nemesis“ mehrere Arbeitsprozesse zu Grunde. Zunächst habe ich mit Ölfarben auf Leinwand ein Bild von Explosionen und Feuersbrunst gemalt. Dieses Grundmaterial habe ich dann dazu verwendet, ein Kleidungsstück, ein Rokokokleid „á la francaise“, herzustellen. Dieses handgenähte Objekt habe ich dann nochmal bemalt, sozusagen kommentiert. In diesem langwierigen Prozess von vielen konstruktiven, aber auch destruktiven Vorgehensweisen versuche ich einer poststrukturalistischen Haltung zu folgen, die sich darin äußert, dass nicht mehr auf einen Ursprung hingedeutet wird, sondern sich ein Netz von Verweisen dem Betrachter bei der Sicht auf das Objekt eröffnet.

Jacques Derrida hat diese doch eher subversive Methode im philosophischen Diskurs mit dem Begriff der „Dekonstruktion“ eingeführt und verstand darunter ein Analyseverfahren von Texten, das sich von der eher gebräuchlichen Art und Weise der Hermeneutik, also dem Suchen nach der Bedeutung der Worte, abgrenzt und durch eine Auflösung des Textes und dadurch ein kritisches Hinterfragen ausdrückt.

Derrida wollte den Logozentrismus, der in Europa geboren wurde und sich in der gesamten Welt verbreitete, mit einer Philosophie der Differenz überwinden. Mit der bewussten Umgestaltung des Wortes différence zu différance stellt Derrida seine Vorstellung von einer Philosophie einer Unterscheidung bzw. der Unterschiedlichkeiten dar. Er stellt sich dabei gegen das Ursprungsdenken der Metaphysik und bleibt ganz entschieden bei der Vielheit, in der viele Einheiten möglich sind, indem er sich einen Ursprung denkt, der kein Ursprung (mehr) ist. Er sieht sich selbst nicht als Ursprung beim Operieren in Differenzen, sondern ist selbst passiv, wie aktiv dabei beteiligt.

Es ist dabei auch zu beachten, dass Derrida den Buchstaben a in différance eintauscht und zweifellos auf den hebräischen Buchstaben Aleph anspielt. Dieser Buchstabe hat in der Tradition der jüdischen Mystik eine herausragende Bedeutung. So soll sich nach Meinung der Kabbalisten die gesamte Offenbarung an das Volk Israel in diesem Buchstaben zusammenfassen. Gesprochen wird Aleph jedoch nicht, sondern tritt nur als laryngaler Stimmeinsatz am Anfang eines Wortes in der Sprache auf. Es ist also ein Buchstabe am Anfang des Alphabets, der sich selbst entzieht. Jürgen Habermaß sagte dazu: „Das Alphabet des Rabbi Mendel ist dem tonlosen, nur schriftlich diskriminierten a der différance darin verwandt, dass in der Unbestimmtheit dieses gebrechlichen und vieldeutigen Zeichens die ganze Fülle der Verheißung konzentriert ist.“ Hier zeigt sich deutlich, dass Derrida vor allem die Schrift hochschätzt. Für ihn ist diese grafische Spur des eingefügten Buchstaben a zuerst leblos und bedeutungslos. Durch ihre verschiedenen Interpretationen wird sie lebendig und gewinnt an Bedeutung: differer – aufschieben, verzeitlichen und nicht identisch sein; differend – Krieg, Widerstreit; -ance – Partizip Präsens: wie bei resonance oder mouvance ( Beweglichkeit ) wird ein Zustand zwischen Aktivität und Passivität ausgedrückt.

Was Derrida hier in den Raum stellt, ist nicht etwas genau definiertes, sondern nur eine grafische Spur, die der zeitlichen Veränderungen auch unterworfen ist. Es ist eine Strategie etwas zu verdeutlichen, etwas erfahrbar zu machen, was irgendwann später wieder geändert werden kann. Es ist insofern nichts Festes, nichts Ideales oder Ursprüngliches. Das Denken auf einen bestimmten Ursprung hin soll dabei aufgelöst und abgelöst werden.

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Cristina Zanotti


„Der eingesperrte Vogel singt nicht aus Liebe, er singt aus Wut“

1.7. – 31.7.23

Der kleine Vogel

„Der eingesperrte Vogel singt nicht aus Liebe, er singt aus Wut“ (sizilianisches Sprichwort) Durch den Entwurf eines riesigen „kleinen Vogel“ aus recyceltem Material, versucht sich der Schrei der Rebellion zu materialisieren.

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Gabriela Brass


TRANSFORMATION
“BACK TO NATURE – BACK TO FUTURE“

1.6. – 30.6.23
Die Gütersloher Künstlerin Gabriela Brass bleibt mit ihrer Installation “TRANSFORMATION – BACK TO NATURE – BACK TO FUTURE“ ihrem Thema “KULTUR – LANDSCHAFT“ treu.

Mit ihrer Arbeit reißt sie wesentliche, gesellschaftsverändernde Bereiche der KI an, wie z.B. ChatGPT oder CRISPR/Cas sowie die „Spiegelung“ im Umgang mit der Natur/Landschaft wie z.B. Verticle-Farming, dem in dieser Installation bildhaft eine besondere Bedeutung zukommt.
Die nächtliche Beleuchtung in wachstumsförderndem Growlight (pink und blau) verwandelt den Pavillon in ein glühendes Universum.

… Die aus dem Schotter wachsenden Bohnen – und mit ihnen die gesamte Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler – eröffnen einen faszinierenden, symbolischen Blick auf die zähe Resilienz der Natur. …

Es ist viel los!

Sie haben Lust über diese Themen zu sprechen?
„Ich freue mich auf “KOMMUNIKATION“.
Gespräche und Diskussionen sind (u.a.) eine wesentliche Fähigkeit, die uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet.“

Mehr Infos auf der Internetseite von Gabriela Brass


Foto: Michael Wöstheinrich


Foto: Michael Wöstheinrich

Foto: Michael Wöstheinrich
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Bernd Bergkemper

Raubkatze, Hase und Stier

2.5. – 31.5.23

Der Künstler präsentiert sieben Skulpturen. Titel wie ‚Liegende Raubkatze‘ oder ‚Fragmente eines Stieres‘ weisen deutlich darauf hin, was der Bildhauer in den Mittelpunkt seines Schaffens gerückt hat: Seit Jahrtausenden haben Tiere eine Faszination auf Künstler ausgeübt.  In allen Kulturen, in allen Erdteilen der Welt finden sich ihre Darstellungen.Immer einem Wandel unterlegen, hat Bergkemper eine besondere Ästhetik in seinen „abstrakten Tierskulpturen“ erreicht. Mit traditioneller Materialwahl und Arbeitsweise haben seine Tierskulpturen zeitgenössische Relevanz erfahren. So asketisch und minimalistisch seine Formensprache auch ist, es wird immer nur das Wesentliche betonend, fern jeglicher Effekthascherei. Bevorzugt in schwarzem Diabas, einem harten subvulkanischem Gestein. Ein gelungenes Spiel mit Proportionen, eine harmonische Ordnung von Flächen, Volumen und Öffnungen.

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Franziska Jäger 

„Bahnen ziehen“ 

1. 4. – 30. 4. 23

Über dem Wasser zieht Franziska Jäger im Kunstpavillon ihre Bahnen. In diesem isolierten, geschützten Raum werden bemalte Leinenbahnen den Pavillon ausfüllen. Die übliche Ordnung einer Hängung von Malereien wird gebrochen durch die scheinbar wahllose Anordnung der Bahnen im Raum. Auf diesen werden menschliche Figuren oder Fragmente zu sehen sein. Dabei entstehen die Werke aus der Farbe heraus. Es findet ein Spiel mit der Erkennbarkeit der Form statt. Menschliche Darstellungen werden farblich dekonstruiert, sodass manchmal erst auf den zweiten Blick das Figürliche zu erkennen scheint.

Zudem erschwert die Bewegung der Hängung die Betrachtung.
Der Mensch verschwindet im Chaos, bleibt jedoch bei genauerer Betrachtung sichtbar.


Foto: Michael Wöstheinrich
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Marietheres Konietzny

FRAUEN:TREFF

1. 3. – 30. 3. 23

Der März ist der Monat des Weltfrauentags, das ist eine passende Verbindung zu Zeitraum und Thema dieser Ausstellung. Für meine Ausstellung FRAUEN:TREFF habe ich daher hauptsächlich figurative, weibliche Darstellungen aus Keramik ausgewählt. Frauen haben zu allen Zeiten ihre Fähigkeiten in die Gestaltung der Gesellschaft eingebracht. Vierundzwanzig Exponate dieser Plastiken geben sich im Pavillon ein Stelldichein.

In verschiedenen Gruppierungen stehen unterschiedliche Frauenfiguren und Köpfe zusammen und scheinen in einen Dialog zu treten. Was mögen sich die „Geisha“ und die „Schwarze“ erzählen? Sprechen sie über ihren Alltag, über ihre Sorgen und Schwierigkeiten oder ihre Leistungen und Erfolge? Worüber könnten sich die „Stifterin“ und die „Frau mit Burka“, die beide wegen ihrer sozialen Position resp. religiösen Vorgaben einen Schleier tragen, austauschen?

Die Stelen, Köpfe, Reliefs und Torsi sollen die Betrachter:innen anregen, sich mögliche Gesprächsthemen vorzustellen. Welche Erfahrungen und Hoffnungen könnten die Frauen wohl teilen, welche Ideale verbinden oder trennen sie?

Das Material der Plastiken sind unterschiedliche Tone, die von Hand frei modelliert werden. Dabei erhalten die Werke den gewünschten Ausdruck, eine bestimmte Körperhaltung und Oberflächenstruktur, die unter Berücksichtigung der späteren Brenntechnik und Farbgebung geplant werden. Einige Arbeiten werden während des Trocknungsprozesses noch poliert, und alle Werke werden bei 800 – 1000°C gebrannt. Ihre Oberflächeneinfärbung erhalten sie in einem weiteren Brand. Schillernde Farben entstehen im Rakubrand, eine Palette in schwarz und grau durch Kohlenstoffeinlagerung im offenen Feuer, und weitere erdige Farbtöne unter Verwendung von Oxiden und Sulfaten im Kapselbrand. Die Glasuren und Rauchspuren auf den Objekten zeigen die geplanten Resultate, aber auch zufällige, überraschende Ergebnisse.

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Gaby Wieging

„Mach, dass es gut wird!“

2.2.-27.2.2023 

Die Künstlerin, die für ihre Collagen und Rauminstallationen bekannt ist, wird mit dem Gebäude arbeiten. So entsteht speziell für diesen Ort ein Gesamtkunstwerk. In ihrer Arbeit geht sie auf das Thema Lebenspuzzle ein: „Ich stelle mir das Leben wie ein großes Puzzle vor.“ Die Biografie jedes Menschen erweitert sich im Laufe seines Lebens. Und hier ist vielleicht eine Schnittstelle zum Ausstellungsort zu sehen, dem Gebäude einer Behörde, die vieles im menschlichen Leben regelt oder festhält.

Bei dieser Arbeit bezieht die Künstlerin das Publikum mit ein. Der Besucher darf sich beteiligen, kommentieren und seine Ideen einbringen.

Ich stelle mir das Leben wie ein großes Puzzle vor.

Allerdings bekommen wir die Teile für unser Lebenspuzzle nicht komplett in einem Karton geliefert. Ein paar Puzzleteile sind mir schon von Geburt an mitgegeben, meine Herkunftsfamilie, der Ort, an dem ich geboren wurde; die Anlagen und Begabungen, die mir in die Wiege gelegt wurden, …Ringsherum ist jede Menge Raum vorhanden, den ich mit passenden Puzzleteilen gestalten kann. Diese Teile sammle ich Tag für Tag, Schritt für Schritt auf meinem Lebensweg durch Menschen, denen ich begegne; Ereignisse, die ich erlebe; Orte, an denen ich verweile und die mich anziehen; Dinge, die ich mir anschaffe… Beim Puzzle des Lebens gibt es kein vorgegebenes Vorschaubild, an dem ich mich orientieren kann. Manchmal dienen mir die Puzzles anderer Menschen zum Vergleich oder als Inspiration. Beim Puzzle des Lebens, bin ich selbst verantwortlich, für das was entsteht. Ich bestimme die Farben, die Formen, Motive und die Größe meines Puzzles und auch die Verbindung zu den Lebenspuzzles anderer.

Meine Werte, die mir persönlich wichtig sind, helfen mir, die passenden Puzzlesteine auszuwählen und nicht auf jedes wohlfeile Angebot einzugehen. Also fordert jedes Puzzleteil meine Entscheidung, im Kleinen wie im Großen. Da mein Puzzle auch die Puzzles der anderen beeinflusst, wirkt es direkt auf die Gesellschaft, auf die Politik und hat Konsequenzen auf unseren Planeten auf die „Zeitenwende“, das Klima, auf Krieg und Hunger.Das von mir hier gezeigte Puzzle ist noch weiß. Wir alle können daran mitgestalten dieses Puzzle mit Farbe, Aktivität, Schönheit, Dramatik und Freude zu füllen für eine verantwortungsvolle Zukunft.

Ich bitte Sie, den Edding zu benutzen und ihre Vorstellungen, Phantasien, Begriffe und Sätze auf der Glasscheibe dieses Kunstpavillons festzuhalten. Mit welchem Beitrag möchten sie sich in das Puzzle einbringen?

Vielen Dank!

Gaby Wieging


Foto: Michael Wöstheinrich
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Yasin Wörheide 

Versmolder Opfergaben
Rauminstallation, Mixed Media

2.1. – 31.1.23 

Eigens für diesen Pavillon geschaffen, nimmt seine Rauminstallation Bezug auf den Ort und ist Gleichzeitig ein Reflexionsangebot über seinen Heimatort Versmold. Seine eigenen Gedanken zu diesem Werk hat der Künstler in diesem Skript festgehalten:


Foto: Michael Wöstheinrich


Foto: Michael Wöstheinrich