2014 – Dorthe Goeden

 

Dorthe Goeden

„The first cut is the deepest“ 

Papierschnitte 

12. 1. 2. 3. 2014

Der Scherenschnitt als Vorläufer der heutigen Papierschnitte hatte seinen Höhepunkt im 18. Jahrhundert. In den 1990 er Jahren rückte das Ausschneiden von Papier erneut in das Interesse einzelner zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Heutige Papierschnitte erreichen, wie im Werk Dorthe Goedens, im Gegensatz zu den historischen Scherenschnitten, mitunter wandfüllende und raumgreifende Dimensionen.

Dorthe Goeden findet ihre Motive im alltäglichen, persönlichen Umfeld. Ihr Erinnerungen an diese visuellen Eindrücke, oft bruchstückhaft, schlagen sich zunächst als kleine, sehr konzentrierte Zeichnungen auf einfachem Papier nieder, die wie Dokumente des Erinnerns erscheinen und zur Grundlage ihrer Papierschnitte werden.

„Dabei interessieren mich“, sagt sie, „die Geschichten, welche die vorgefundenen Fragmente oder Dinge zu erzählen vermögen und deren Verknüpfung mit Erinnerungen – der Blick auf Alltägliches, Flüchtiges, Beiläufiges, scheinbar Belangloses, in Vergessenheit Geratenes.
Mich beschäftigen die Mechanismen des Erinnerns, ob das Gefühl von Vergänglichkeit an einen Ort oder an bestimmte Dinge geknüpft ist – worin Heimat besteht? Welche Erinnerungen nehme ich mit, wenn ich einen Ort wieder verlasse, was behält Bestand, Bedeutung, was gerät in Vergessenheit?“

Nachdem sie das Motiv geklärt und die Form entwickelt hat, werden sie mit Skalpell oder Cutter aus schwarzem Karton geschnitten. Nicht selten kombiniert sie figürliche, abstrakte und ornamentale Motive und verdichtet sie zu einem komplexen und zugleich fragilen Netzwerk von Linien und Flächen. Durch das Stehenlassen und Wegschneiden reduziert sich der Kontrast auf Schwarz und Weiß und verdeutlicht gleichzeitig, dass Positiv wie Negativ sich wechselseitig bedingen und damit gleichwertig bedeutsam für die Bildwirkung sind.

Dorthe Goeden fixiert ihr Schnitte nicht auf einem Trägermaterial sondern frei mit feinen Nadeln vor der Wand. Die daraus resultierende zweite Bildebene des Schattenwurfs entfaltet ein Wechselspiel zwischen Vorder- und Hintergrund. Das zweidimensionale Bildwerk wird damit um die dritte Dimension ins Räumliche erweitert. Zusammen mit dem Nebeneinander von figürlichen und ungegenständlichen Bildanteilen entwickelt sich eine Irritation, die mit unseren Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten spielt.

Durch den Wunsch, dem Flüchtigen der Erinnerung Ausdruck zu verleihen, erschafft sie neue Dinge von körperhafter Qualität und besonderem ästhetischen Reiz.

Zur Ausstellung erscheint ein 60-seitiger Katalog.
Preis 15,- € (Mitglieder 10,- €)
10 Exemplaren liegt als Sonderedition ein Papierschnitt
von 16 x 24 cm bei. Preis 240,- € (Mitglieder 180,- €)

Link: www.dorthegoeden.de