BETWEEN THE LINES – Johanna Reich und Neringa Naujokaite
Videokunst
16. Mai – 28. Juni 2008
Gefördert durch GWK, Gesellschaft zur Förderung der Westfälischer Kulturarbeit e.V.
Durch Medientechnologie geschaffene Kunst begegnet jahrhundertealter Handwerkskunst. Größer könnte der Kontrast nicht sein. Die beiden Künstlerinnen Johanna Reich und Neringa Naujokaite installieren und projizieren ihre Videokunst in den Räumen des denkmalgeschützen Veerhoffhauses des Kunstvereins Kreis Gütersloh. Zur langen Nacht der Kunst am 16. Mai 2009 wurden nach Einbruch der Dunkelheit auch die Außenwände, des wegen der Dachsanierung komplett eingerüsteten Fachwerkbaus, vorübergehend zum virtuellen Bildträger.
Die aus Westfalen stammende Johanna Reich und die in Litauen geborene Neringa Naujokaite artikulieren in ihren Arbeiten Fragen nach unseren Sehgewohnheiten. Fragen nach der Wahrnehmung unseres sozialen Umfeldes, unserer Identität und der der anderen. Sie fragen auch nach der Glaubwürdigkeit der Bilder. Was ist manipuliert und was ist real?
Im Gegensatz zu den alltäglichen medialen Bilderfluten mit ihren raschen Bildwechseln verbreiten die Werke beider Künstlerinnen eine besonnene Stille und Poesie. Sie fordern Aufmerksamkeit und konzentriertes Hinsehen ein.
Johanna Reich bringt in ihren „poetischen Laboratorien“ mit einfachen aber sehr wirksamen Mitteln die verwendete Technik an ihre Leistungsgrenzen. Durch diese Verfremdungsstrategie irritiert sie unsere Wahrnehmung und eröffnet uns neue Möglichkeiten des Sehens.
Da bemalt eine schwarz gekleidete Frau eine weiße Wand in ruhigen fast meditativen Bewegungen mit schwarzer Farbe und verschwindet vor den Augen des Betrachters im Bild, weil die Kamera wegen der Lichtverhältnisse nicht zwischen der schwarzen Kleidung der Frau und der schwarzen Malerei unterscheiden kann.
Neringa Naujokaite fragt nach unserem sozialen Verhalten, nach dem Umgang miteinander. Soziale Realität und Bildästhetik stehen in hartem Kontrast zueinander und schaffen einen Spannungsbogen der ihre Zusammengehörigkeit verdeutlicht, gleich den zwei Seiten einer Münze.
Ein Gleitschirm „schwimmt“ frei und losgelöst in der endlosen Weite des hohen sommerlichen Himmels. Das Gefühl des schwerlosen Schwebens stellt sich unmittelbar ein. Der Traum vom Fliegen wird zum jähen Absturz, sobald die unten im Bild laufende Textzeile mit Aussagen vom Mobbing betroffener Mitmenschen bemerkt wird.
Foto: Jörg Pruß – mit freundlicher Genehmigung